Siegfried Nohner
Fachgutachter für Schimmelpilzschäden 

Heizen und Lüften
Kapitel 2 - Wasserdampfwanderung

Über das Betreiben der Heizkörper wird seit einigen Jahren immer wieder diskutiert, weil dies ja auch mit Energiekosten verbunden ist und der Nutzer der Wohnung diese auch aufbringen muss. Da werden Methoden der Energieeinsparung mit Handlungsanweisungen in die Welt posaunt, die eine Ersparnis von einigen Prozenten versprechen, wenn die Heizkörper nur um wenige Grad gedrosselt werden.

Es entstehen aus meiner Erfahrung regelrechte Wettbewerbe, damit jedes Jahr wieder eine Erstattung der entrichteten Heizkostenvorauszahlungen erreicht wird. Zuerst wird dann nur ein Heizköper gedrosselt, dann alle und als nächstes werden einige nicht mehr oder nur temporär in Betrieb genommen. Küche und Diele müssen ja nicht unbedingt dauerhaft beheizt werden, zumal sich dort ja niemand ständig aufhält.

Und damit die Restwärme nicht aus den beheizten Räumen verschwindet, werden auch die Fenster seltener geöffnet ("ich heize doch nicht für draußen"). Dafür bleiben die Zimmertüren offen, damit sich die Wärme aus den beheizten Räumen verteilen kann. Wenn das funktionieren würde, bräuchte man ja nur noch einen zentralen Heizkörper, der dann alle Räume der Wohnung erwärmt.

Welche Auswirkung das "Rüberheizen" von einem beheizten Raum zu einem nicht beheizten Raum zu erwarten ist, zeigt die nachfolgende Grafik.


Es wird eine Außentemperatur von -5 °C (normativ) angenommen. Bei einer Raumtemperatur von 22 °C und einer relativen Luftfeuchtigkeit von 40 % stellen sich an der Wandoberfläche eine Temperatur von 13,9 °C und eine relative Luftfeuchtigkeit von 67 % ein. Dies bedeutet, dass Schimmelpilzwachstum nicht zu erwarten ist.

Dadurch, dass der rechte Raum nicht aktiv beheizt wird und mit der warmen Temperatur auch die Menge an Wasserdampf transportiert wird, stellt sich an dieser Wandoberfläche eine relative Feuchtigkeit von 88 % ein, weil die Wand nur eine Temperatur von 9,7 °C erreichen wird. Hier ist mit Schimmelpilzwachstum zu rechnen.

Um Schimmelpilzwachstum zu vermeiden, darf hier die relative Luftfeuchtigkeit einen maximalen Wert von 53 % bei einer Temperatur von 16 °C nicht übersteigen. Um das zu erreichen, muss entsprechend gelüftet werden. Die Alternative ist eine aktive und permanente Beheizung des Raums.


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