Siegfried Nohner
Fachgutachter für Schimmelpilzschäden 

Heizen und Lüften
Kapitel 3 - Wärme und Bauteilträgheit

Das Mitbeheizen kühler Räume funktioniert in aller Regel nicht, weil die warme und wasserdampfführende Luft aus dem warmen Raum sich bei erreichen des kühlen Raums ebenfalls abkühlt und Teile des Wasserdampfs freigeben muss. Dieser "Beschlag" liegt dann an den kühlen Umgebungsflächen und bildet günstige Wachstumsbedingungen für Schimmelpilze.

Aber auch das temporäre (zeitweise) Beheizen einer Wohnung birgt Risiken. So werden die Heizkörper abgestellt, wenn die Wohnung für eine längere Zeit verlassen wird, z. B. während der Arbeitszeit, um Energiekosten zu sparen. In der Regel ist eine Nachtabsenkung der Heizungsanlage programmiert, so dass sie abends (gegen 22:30 Uhr) runterfährt und den nächsten morgen (gegen 5:00 Uhr) wieder anheizt. Bevor also die Wohnung verlassen wird, war die Heizung für ca. 2-3 Stunden in Betrieb und hat zumindest die Luft erwärmen können. Dann werden die Heizkörper wieder abgestellt.


Während der kalten Nachtzeit sind die umschließenden Außenwände der Wohnung ausgekühlt und müssen jetzt durch den Betrieb der Heizkörper wieder auf Temperatur gebracht werden. Das können diese aber nicht leisten, weil sie nicht lange genug (ca. 4-6 Stunden) in Betrieb gehalten werden. Die Wärme hat jedoch die morgendlich produzierte Feuchtigkeit aufgenommen. Kommt sie jetzt mit den kühlen Umgebungsflächen in Kontakt, wird dort die getragene Feuchtigkeit bis in schimmelpilzkritische Situationen ansteigen. Auch lüften wird kritisch, weil die Wärme für einen vollständigen Luftaustausch noch nicht ausreicht. Im Bereich des Fensters sind die Bauteile noch kalt und die Feuchtigkeit erreicht nur zum Teil die Außenluft. Wird das Fenster nur in Kippstellung gebracht, passiert im Hinblick auf Entfeuchtung gar nichts.

Bei der Rückkehr in die Wohnung werden dann die Heizkörper wieder hochgefahren. Dann wird gekocht, geduscht oder gebadet, geputzt und die Wäsche gewaschen, kurzum: die Feuchteproduktion beginnt sofort, die Bauteile sind aber erst nach ein paar Stunden soweit. Wir erleben die gleiche Situation wie am Morgen und nach weiteren 5-6 Stunden beginnt die Nachtabsenkung. Zu diesem Zeitpunkt haben die Außenwände gerade die Temperatur erreicht die sie haben müssen, damit Schimmelpilze nicht wachsen können.

Nur mit viel Glück entgehen die Bauteile einem Schimmelbewuchs. Daher wird missionarisch daran erinnert, die Heizkörper permanent und kontinuierlich in Betrieb zu halten. Auch wenn niemand zuhause ist, kann die Wohnung auf 18 °C beheizt werden, damit die Bauteile nicht ganz auskühlen. Diese Wärme ist ausreichend, um ein schnelleres Aufheizen der Bauteile nach der Rückkehr in die Wohnung zu ermöglichen.

Noch ein Hinweis: durch mehrfaches tägliches Lüften während der Winterzeit erreiche ich eine effiziente Feuchteabfuhr nach außen. Die Luft im Inneren der Wohnung wird trockener. Trockene Luft aufzuheizen braucht weniger Energie, als feuchte Luft auf einem Temperaturniveau zu halten. Ich verbrauche also durch kontinuierliche Beheizung mit mehrfachen Lüftungsvorgängen am Tag nicht mehr Energie, als wenn ich die Heizkörper ausschalte.

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